Diagnose: Blasenentzündung

Ob die beobachteten Symptome tatsächlich Anzeichen für eine Blasenentzündung sind, kann letztendlich nur der Arzt beantworten. Dieser kann durch die folgenden Untersuchungen erkennen, ob eine Erkrankung der unteren Harnwege vorliegt:

 

Anamnese Krankengeschichte bei Blasenentzündung

Den ersten Schritt stellt die sogenannte Anamnese dar. Darunter ist ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient zu verstehen, bei dem sich der Arzt detailliert nach Symptomen, Zeitraum und Intensität der Beschwerden, sowie nach Vorerkrankungen erkundigt. In den meisten Fällen kann der Arzt durch diese Informationen bereits die Diagnose Blasenentzündung stellen und darüber hinaus erste Rückschlüsse auf die Art und Schwere der Erkrankung ziehen.

Mögliche Fragen des Arztes könnten sein:

  • Wann haben die Beschwerden angefangen?
  • Welche Symptome treten auf?
  • Wie oft müssen Sie Wasser lassen?
  • Wie stark sind die Schmerzen?
  • Kommt es zu einem Brennen beim Wasserlassen oder zu Krämpfen?
  • Haben Sie Blut im Urin bemerkt?
  • Riecht der Urin unangenehm oder ist er trüb?
  • Kommt es zu Fieber?
  • Spüren Sie Schmerzen in der Nierengegend?
  • Können Sie viel oder wenig Wasser lassen?
  • Haben Sie zum ersten Mal eine Blasenentzündung oder trat die Infektion schon öfter auf?
  • Haben Sie Vorerkrankungen (beispielsweise Diabetes mellitus oder Multiple Sklerose)?

Urinuntersuchung bei Verdacht auf Blasenentzündung

Um eine exakte Diagnose stellen zu können, muss der Urin genau untersucht werden. Schon kleinste Verunreinigungen können das Ergebnis verfälschen.

Für die Urinprobe sollten Sie sich im Intimbereich gründlich reinigen. Der Arzt wird Sie bitten, einen sauberen Mittelstrahlurin abzugeben, der in einem Becher aufgefangen wird.
Wichtig: Halten Sie erst nach einigen Sekunden den Becher unter den Strahl, dann erhalten Sie den für die Urinuntersuchung wichtigen Mittelstahlurin.

Welche Werte werden bei der Urinuntersuchung gemessen?

Die Urinuntersuchung kann bei entsprechender Anamnese Aufschluss darüber geben, ob eine Blasenentzündung vorliegt. Bereits Farbe und Geruch des Urins können erste Hinweise darstellen. Blutiger, eitriger oder übelriechender Urin ist charakteristisch für die Erkrankung.

Durch den sogenannten Streifentest kann der Arzt einen ersten Überblick bekommen, welche Erreger im Urin nachweisbar sind. Im Labor können zudem folgende Werte analysiert werden:

  • Anzahl der weißen Blutkörperchen
  • Abgestorbene Zellreste
  • Rote Blutkörperchen (also Blut im Urin)
  • Vermehrter Schleim
  • Bakterien im Urin (Bakteriurie)
  • Nitrit (ein Stoffwechselprodukt von Bakterien, das normalerweise nicht im Urin enthalten ist)

Der alleinige Einsatz von Streifentests ist jedoch nicht ausreichend. Wichtig ist, dass der Arzt zusätzlich eine sogenannte Urinkultur anlegt, welche die genauen Erreger identifizieren kann. Dabei werden bis zu 100.000 lebende Bakterien pro Milliliter Urin untersucht. Diese Untersuchung ist bei Schwangeren und jüngeren Männern in jedem Fall empfehlenswert.Vgl. S-3 AWMF-Leitlinie für Harnwegsinfektionen,

Damit eine gezielte Antibiotikatherapie durchführt werden kann, wird darüber hinaus oft ein Antibiogramm erstellt. Dadurch können Resistenzen von Bakterien gegenüber bestimmten Antibiotika festgestellt werden.

 

Blutbilduntersuchung

Neben der Urinuntersuchung kann dem Arzt auch ein Blick auf das Blutbild des Patienten dabei helfen, eine mögliche Blasenentzündung diagnostizieren zu können. Akute Entzündungsvorgänge im Körper zeigen sich beispielsweise durch eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Auch eine erhöhte Senkungsgeschwindigkeit der Blutkörperchen, das heißt, eine erhöhte Geschwindigkeit, mit der die Blutkörperchen in einem Kapillarröhrchen (einem sehr dünnen Röhrchen aus Glas) innerhalb einer Minute nach unten sinken,  deutet auf einen entzündlichen Prozess (Infektion) im Körper hin.

 

Blasenspiegelung

Beim Verdacht auf eine komplizierte Form der Blasenentzündung kann der Arzt auch eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) durchführen. Dadurch können die Beschwerden und Symptome der Zystitis von denen anderer Harnwegsinfektionen abgegrenzt und die Ursachen einer chronischen Blasenentzündung ausfindig gemacht werden.

Wie läuft eine Blasenspiegelung ab?

Die Blasenspiegelung erfolgt mit einem sogenannten Zystoskop, einem dünnen starren, oder auch biegsamen Schlauch, der in die Blase eingeführt wird. An dessen Ende befindet sich eine kleine Kamera, die Bilder vom Inneren der Harnblase aufzeichnet, welche der Arzt auf einem Monitor ansehen kann.

In den meisten Fällen kann eine Blasenspiegelung ambulant durchgeführt werden. Fast immer genügt eine örtliche Betäubung. Der Arzt verwendet ein Gleitgel, das ein Betäubungsmittel enthält, sodass der Patient von der eigentlichen Untersuchung kaum etwas bemerkt. Die Untersuchung erfolgt meist in Rückenlage und der Patient kann über einen zweiten Monitor die Blasenspiegelung mitverfolgen. Kinder, die sich einer Blasenspiegelung unterziehen müssen, werden in der Regel kurz in Narkose versetzt.

Nach einer Blasenspiegelung kommt es nur selten zu Komplikationen

Im Rahmen einer Blasenspiegelung kann es in seltenen Fällen zu Infektionen kommen. Ein schmerzhaftes Wasserlassen direkt nach der Untersuchung kommt häufiger vor. Auch eine durch das Instrument verursachte geringfügige Verletzung der Blase oder der Harnröhre kann gelegentlich auftreten. Beim Mann kann die Blasenspiegelung zu einer Entzündung der Prostata führen, welche sich bei einigen Männern unter anderem durch Brennen beim Wasserlassen, eine juckende Harnröhre sowie Schmerzen im  Dammbereich bemerkbar macht. Auch Sexualstörungen können auf eine Entzündung der Prostata hinweisen. Erfolgt keine Behandlung,  kann dies zu einer chronischen Blasenentzündung führen.
Viele Betroffene bemerken jedoch keinerlei Symptome — die meisten Prostataentzündungen bleiben unentdeckt.

 

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten

Bei immer wiederkehrenden und schwerwiegenden Formen der Blasenentzündung können zudem folgende Untersuchungen durchgeführt werden:

  • Ultraschalluntersuchung der Blase mit Gewebeentnahme (Biopsie):
    Diese sollte in schwierigen Fällen und bei Schwangeren durchgeführt werden, damit eine Nierenbeckenentzündung rechtzeitig erkannt werden kann.
  • Restharnbestimmung:
    Damit kann bestimmt werden, ob nach dem Wasserlassen Urin in der Blase zurückbleibt.
  • Röntgenuntersuchung oder Harnflussmessung (Uroflowmetrie):
    Dadurch kann untersucht werden, ob die Blasenentleerung richtig funktioniert.

Diese Untersuchungen bei einer Blasenentzündung sind jedoch recht aufwändig und werden in der Regel nur bei starker, chronischer Blasenentzündung oder bei einem begründeten Verdacht auf Veränderungen in der Blase und den harnleitenden Systemen vorgenommen.