Die Bezeichnung Diabetes mellitus, oftmals auch Zuckerkrankheit genannt, umfasst eine Gruppe von Krankheiten, die den Zuckerstoffwechsel betreffen. Dabei spielt ein Mangel des Hormons Insulin eine bedeutende Rolle. Dieses Hormon ist für die Regulation des Zuckerhaushalts im Körper von essenzieller Bedeutung: Ist zu wenig Insulin vorhanden oder kann es nicht richtig verwertet werden, kommt es zu einem Anstieg der Zuckerkonzentration im Blut.
In Deutschland sind etwa 9% der Bevölkerung von Diabetes mellitus betroffen. Rund 20% der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen werden bei uns für die Behandlung von Diabetes bzw. dadurch bedingte Folgeerkrankungen ausgegeben.
Nach dem Essen nehmen wir über den Darm Zucker auf, welcher anschließend mithilfe des Blutes im restlichen Körper verteilt wird. Das Hormon Insulin vermittelt dabei den Transport des Zuckers in die verschiedenen Zelltypen und sorgt für die Speicherung von überschüssigem Zucker in der Leber und in den Muskeln. Darüber hinaus reguliert es aber auch die Freisetzung von Zucker aus der Leber. Dadurch sorgt das Insulin für ein gleichbleibendes Konzentrationsniveau des Blutzuckerspiegels.
Kann der Körper nicht genug Insulin produzieren oder es verwerten, kommt es einerseits zu einer erhöhten Zuckerausschüttung aus der Leber und andererseits zu einer Blockade der Zuckeraufnahme in die Körperzellen. Der Blutzuckerspiegel steigt dadurch über das normale Niveau.
Bei schwerem Insulinmangel (vor allem bei Typ-1 Diabetes) kommt es darüber hinaus zu einer fehlenden Körperfetteinlagerung und somit zu einer drastischen Gewichtsabnahme der Patienten.
Es gibt zwei sehr häufig auftretende und mehrere weniger häufige Diabetestypen. Die beiden Haupttypen werden in Typ-1 und Typ-2 Diabetes mellitus unterschieden.
Bei Typ-1 Diabetes mellitus werden die insulinproduzierenden Zellen durch selbstreaktive Antikörper komplett zerstört. Dies führt zu einem vollständigen Insulinmangel im Körper. Dieser Diabetestyp macht weniger als zehn Prozent der Diabeteserkrankungen aus und wird zum einen durch genetische (auch erblich bedingte) Veränderungen und zum anderen durch äußere Umwelteinflüsse, wie beispielsweise Viren, begünstigt.
Bei Diabetes des Typs 1 kommt es häufig zu einer plötzlichen, starken Gewichtsabnahme, häufigem Wasserlassen, Erbrechen und Durstgefühl. Eine Behandlung erfolgt durch die künstliche Verabreichung von Insulin um den Mangel auszugleichen und den Zuckerspiegel im Blut zu senken.
Typ-2 Diabetes wird durch Insulinresistenzen ausgelöst und führt zu unterschiedlich stark ausgeprägten Formen der Zuckerkrankheit. Typ-2 Diabetes mellitus tritt bei uns inzwischen sehr häufig auf, insgesamt steigt die Anzahl der Betroffenen stetig an. Bei Typ-2 Diabetes ist zwar Insulin im Körper vorhanden, es kann aber nicht richtig wirken und seine Funktion nur unzureichend erfüllen. Oftmals produziert der Körper in der Anfangszeit sogar erhöhte Insulinmengen, um die schlechte Wirksamkeit auszugleichen. Langfristig kommt es dennoch zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels und zu meist unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Schwäche oder Sehstörungen.
Diabetes vom Typ 2 wird von verschiedenen Faktoren ausgelöst und begünstigt. Die Hauptursachen sind jedoch Übergewicht, eine falsche Ernährung, genetische Veranlagungen und ein allgemein ungesunder Lebensstil. Daher können eine Gewichtsabnahme und eine Aktivitätssteigerung zu einer Besserung der Erkrankung führen und natürlich auch präventiv wirken. Wenn sich eine Änderung des Lebensstils nicht positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt, kann auch eine medikamentöse Therapie unternommen werden. Während Typ-1 Diabetes meist bei Jugendlichen auftritt, wird Typ-2 Diabetes oft erst bei Erwachsenen diagnostiziert, da sich die Auswirkungen einer ungesunden Lebensweise meist erst nach Jahren manifestieren.
Darüber hinaus gibt es weitere Diabetestypen, die beispielsweise durch Medikamente oder Hormonstörungen induziert werden oder auch durch organische Erkrankungen (Bauchspeicheldrüse) verursacht werden.
Der Name Diabetes mellitus ist halb griechisch, halb lateinisch und bedeutet „honigsüßer Durchfluss“. Durch die Erhöhung des Blutzuckerspiegels steigt auch die Menge des ausgeschiedenen Zuckers mit dem Urin.
Diese Beobachtung wurde bereits im 6. Jahrhundert vor Christus erstmals von einem indischen Chirurgen beschrieben. Im 17. Jahrhundert wurde die Krankheit vom englischen Arzt Thomas Willis untersucht und er gab ihr ihren Namen, nachdem er bei einer Probe des Urins von Patienten den süßlichen Geschmack festgestellt hatte.