Entgegen der landläufigen Meinung beschreibt der medizinische Begriff Hämorrhoiden zunächst einen von Blutgefäßen durchzogenen Schwellkörper, der im Bereich des Darmausgangs liegt. Dieses verdickte Gewebe dient zusammen mit den Schließmuskeln dem Verschluss des Analkanals.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Hämorrhoiden oftmals für bestimmte Beschwerden in der Afterregion verwendet. Diese werden durch das Anschwellen und Auswölben des Hämorrhoiden-Gewebes hervorgerufen und gehen mit Blutungen, Nässen und Juckreiz im Bereich des Afters einher. Medizinisch korrekt wird dieses Krankheitsbild als Hämorrhoidalleiden bezeichnet.
Viele Menschen, die von Hämorrhoiden-Leiden betroffen sind, schämen sich darüber zu sprechen oder für eine Diagnose zum Arzt zu gehen. So sind diese Beschwerden bei uns häufig ein Tabuthema. Was die meisten nicht wissen, ist die Tatsache, dass Hämorrhoiden-Leiden sehr weit verbreitet sind. Eine 2011 veröffentlichte Studie zeigte, dass 39% der Erwachsenen von Auswölbungen des Hämorrhoiden-Gewebes betroffen sind. Bei etwa 45% dieser Personen kommt es dadurch zu symptomatischen Hämorrhoidalleiden1. Dabei zählen insbesondere ein zunehmendes Alter sowie das Körpergewicht eine signifikante Rolle für das Auftreten der Hömorrhoiden-Schwellungen. Männer und Frauen sind von Hämorrhoidalleiden gleichermaßen betroffen.
Die Beschwerden, die mit Hämorrhoiden-Leiden einhergehen, sind bei vielen Patienten ähnlich. Anale Blutungen und Nässen gehören zu den typischen Symptomen. Auch ein starker Juckreiz am Anus tritt sehr häufig auf.
Um diese anfangs harmlosen Beschwerden von schwerwiegenden Krankheiten zu unterscheiden oder um eine Verschlechterung des Krankheitsbildes zu verhindern, ist eine frühzeitige Diagnose beim Arzt unerlässlich. Bei wem das Schamgefühl vor dem Mediziner oder die Angst vor der Untersuchung zu groß ist, sollte bedenken, dass sich auch Krebserkrankungen des Darms durch ähnliche Symptome (vor allem Blut im Stuhl) äußern können. Daher ist eine frühzeitige ärztliche Diagnose unbedingt ratsam. Für die Behandlung gibt es, je nach Schwere der Erkrankung, zahlreiche verschiedene konservative Therapien und Operationsmöglichkeiten.
Hämorrhoiden-Leiden sind keine Erkrankung der Neuzeit, sondern wurden schon vor Jahrtausenden erstmals beschrieben.
Wohl die bedeutendste geschichtliche Gegebenheit, die von einigen Historikern diskutiert wird, ist die um die Schlacht von Waterloo:
Historiker sind sich relativ sicher, dass auch der französische Kaiser Napoleon Bonaparte von schmerzhaften Hämorrhoidalleiden betroffen war. Dabei soll Napoleon bei der historischen Schlacht von Waterloo von akuten Hämorrhoiden-Leiden heimgesucht worden sein. Die starken Schmerzen sollen der Grund gewesen sein, warum Napoleon den Beginn des Kampfes um einige Stunden verschob und die Schlacht schließlich nicht wie gewohnt vom Sattel seines Pferdes aus verfolgen konnte. Die Schlacht von Waterloo ging bekanntlich verloren und läutete den endgültigen Niedergang von Napoleons Herrschaft ein.
Ob diese Theorie stimmt und die Hämorrhoidalleiden von Napoleon tatsächlich Einfluss auf das Kriegsgeschehen nahmen, wird sich jedoch wahrscheinlich nie zweifelsfrei klären lassen.
1 20 Sep 2011, The prevalence of hemorrhoids in adults, Stefan Riss, et al.